Einfluss der Teilnahme an der Vorlesungsreihe „Iss Das!“ zu Ernährungsmedizin auf das individuelle Ernährungs- und Lebensstilverhalten deutscher Medizinstudierender

Gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil sind einige der wichtigsten Einflussfaktoren für die Verbesserung der menschlichen und der planetaren Gesundheit. Die protektiven Eigenschaften einer gesunden Ernährung und des Lebensstils auf die Entwicklung von nichtübertragbaren Krankheiten (noncommunicable diseases, NCDs) wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus Typ 2 oder respiratorische Erkrankungen sind ausreichend belegt. Des Weiteren ist eine gesunde, zum Großteil pflanzenbasierte Ernährung ebenso ein wichtiger Hebel, um die globale Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit auf unserem Planeten zu verbessern. Ärzt:innen tragen die Verantwortung für die Gesundheit ihrer Patient:innen. Die vermehrte Durchführung von Ernährungs- und Lebensstilberatung sollte in der klinischen Praxis eine große Rolle spielen, um der global ansteigenden Prävalenz von NCDs entgegenzuwirken. Es wurde in der Vergangenheit gezeigt, dass sich Medizinstudierende weltweit häufig nicht den nationalen Ernährungsempfehlungen entsprechend ernähren oder einen gesunden Lebensstil führen. Dies wäre allerdings wichtig, da Ärzt:innen mit einem hohen Bewusstsein für gesunde Ernährung und einem gesunden Ernährungsverhalten und Lebensstil ihre Patient:innen eher bezüglich Ernährung und Lebensstil beraten. In dieser Arbeit wurde das Ernährungs- und Lebensstilverhalten sowie das Bewusstsein für gesunde Ernährung und die Klimakrise der im Wintersemester 2020/2021 an der nationalen online Vorlesungsreihe zu Ernährungsmedizin („Iss Das!“) teilnehmenden Medizinstudierenden untersucht. Weiterhin wurde erfasst, ob die Teilnahme an der Vorlesungsreihe zu einer Verbesserung des individuellen Verhaltens oder Bewusstseins führte. Von den 520 Medizinstudierenden, welche einen Fragebogen zu Ernährungsgewohnheiten, demographischen Angaben und subjektives Bewusstsein sowie auch Ernährungskompetenz vor und nach Teilnahme der Vorlesungsreihe ausfüllten, verzehrten nur 31 % ausreichend Obst und 24 % ausreichend Gemüse. Fast die Hälfte der Studierenden überschritt in ihrem Konsum die zulässige Menge an Snacks und Süßigkeiten. Nach Teilnahme an der Vorlesungsreihe konnte eine signifikante Verbesserung der Einhaltung der nationalen Ernährungsrichtlinien für Obst (p < 0,05), Gemüse (p < 0,001) und Snacks und Süßigkeiten (p < 0,01) festgestellt werden. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung (p < 0,001) sowie der Anteil an Studierenden, welche überwiegend gesunde Lebensstilgewohnheiten hatten (p < 0,01), stieg nach der Teilnahme an der Vorlesungsreihe ebenfalls signifikant an. Das Bewusstsein für die Klimakrise und das persönliche Verantwortungsgefühl bezüglich planetarer Gesundheit war unter den Medizinstudierenden bereits vor der Teilnahme an der Vorlesungsreihe hoch. Die Ergebnisse dieser Arbeit machen deutlich, dass das Ernährungsverhalten deutscher Medizinstudierender, welche an der online Vorlesungsreihe zu Ernährungsmedizin teilnahmen, verbesserungswürdig ist. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Teilnahme an der Vorlesungsreihe zu einer Verbesserung der Ernährungsqualität und der Lebensstilgewohnheiten sowie zu einem erhöhten Bewusstsein für gesunde Ernährung führte. Dies kann dazu führen, dass die Teilnehmenden als zukünftige Ärztinnen und Ärzte mehr Ernährungs- und Lebensstilberatung durchführen werden, da der individuelle Lebensstil Einfluss auf die ärztliche Praxis haben kann. So kann eine nationale online Vorlesungsreihe zu Ernährungsmedizin wie „Iss Das!“ dabei unterstützen, zukünftige Ärztinnen und Ärzte auf ihre Rolle in der Prävention und Therapie von NCDs vorzubereiten und dazu beitragen, das Fortschreiten der Klimakrise zu begrenzen